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Eine Zeitreise zurück zu den Anfängen der Pflege
Rund 100 Auszubildende und Praxisanleiter des Verbunds „Starke Partner – Pflegenetz im Kreis Heinsberg“ hörten Schwester Liliane Juchlis Vortrag zu. Foto: Eva Weingärtner
Schwester Liliane Juchli sprach vor den Auszubildenden des Verbunds „Starke Partner – Pflegenetz im Kreis Heinsberg“ – Eine Zeitreise zurück zu den Anfängen der Pflege
Die Begründerin des bekannten Pflegelehrbuchs „Der Juchli“, der vielen bekannt aus der Ausbildung ist, persönlich kennen zu lernen, diese Gelegenheit bot sich rund 100 Auszubildenden und Praxisanleitern des Verbunds „Starke Partner – Pflegenetz im Kreis Heinsberg“. Die 1933 geborene Schweizer Kranken- und Ordensschwester Schwester Liliane Juchli referierte in der evangelischen Christuskirche Heinsberg über „Die erlebte Pflegegeschichte – ein Beruf in Bewegung“. Sie unternahm dabei eine Zeitreise zurück zu den Anfängen der Pflege.
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Alle, die in den vergangenen 50 Jahren eine Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege gemacht hätten, würden den „Juchli“ kennen, leitete Josef Aretz, Vorsitzender des Arbeitskreis Marketing der Starken Partner, ein. Schwester Liliane Juchli habe die Entwicklung, Professionalisierung und Lehre der Pflege im gesamten deutschsprachigen Raum sowie zum Teil auch im niederländischen und italienischen Sprachraum in den letzten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durch das von ihr begründete Pflegelehrbuch tiefgreifend und nachhaltig beeinflusst, erklärte er. Ihr Name sei lange Zeit zum Symbol für das Pflegemodell der Aktivitäten des täglichen Lebens und ihr Lehrbuch geworden. Damit übergab er das Wort an Schwester Liliane Juchli.
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„Ich lade Sie zu einer Spurensuche, einer Suche nach der Bedeutung und Identität von Pflege ein“, sagte sie. Sie blickte zurück auf den Ursprung der Pflege, den ersten Anfängen der Menschheit, wo Helfen und Pflegen Aufgabe der Frau war. Es sei ein selbstverständlicher Dienst der Frauen als „Schwestern“ bei bedürftigen Menschen gewesen, so Juchli. „Bis weit ins 19. Jahrhundert blieb Pflege eine Tätigkeit der Frau“, betonte sie. Die Pflege als Beruf sei erst durch die britische Krankenschwester Florence Nightinggale begründet worden. Schwester Liliane Juchli erklärte, wie sich durch Nightingale die Pflege in Europa entwickelte. Um schließlich einen Zeitsprung in die 50er Jahre und damit in ihre eigene Ausbildungszeit zu machen. Die Zuhörer erfuhren, dass es damals kaum eine Wissensvermittlung gab und es rein um die praktische Krankenpflege ging. Daraufhin ging Juchli hin und begegnete dem Mangel an theoretischen Grundlagen mit ihrem Pflegetagebuch, das sie damals führen musste, in dem sie ihr Wissen niederschrieb.
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Im Folgenden erkläre Schwester Liliane Juchli, wie sich die Pflege in den siebziger und achtziger Jahren immer mehr professionalisiert hat. „Die Frage nach Pflegeinhalten bekam Gewichtung“, so Juchli. Heute sei die Pflege ein eigener Beruf. An sie würden neue Herausforderungen gestellt. „Die Pflegewissenschaft ist ein eigenständiges Forschungsgebiet geworden“, betonte sie. Eine neue Generation Pflegefachfrauen und -männer sei herangewachsen. Mit Blick auf die Zukunft plädierte Schwester Juchli: „Wir brauchen eine starke Pflege.“ Dazu würden annehmbare Rahmenbedingungen ebenso gehören wie ein pflegegerechter Personalschlüssel. Sie sagte aber auch, dass das Kerngeschäft der Pflege es sei, den Menschen nicht aus den Augen zu verlieren. „Ich pflege als die, die ich bin“, so Juchli. Und an die Auszubildenden gewandt, forderte sie sie auf: „Stellen Sie sich den Herausforderungen, die auf Sie zukommen. Pflege braucht Zukunft. Sie sind die Zukunft.“
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INFO
Dem Verbund „Starke Partner – Pflegenetz“ im Kreis Heinsberg sind folgende Einrichtungen angeschlossen: Alten- und Pflegeheim Marienkloster in Dremmen, Altenheim St. Josef gGmbH Übach-Palenberg, Caritasverband für die Region Heinsberg, Katharina Kasper-Heim der ViaNobis GmbH in Gangelt, Lambertus gGmbH in Hückelhoven und St. Josef in Selfkant-Höngen, Waldenrath, Erkelenz, Heinsberg, Oberbruch und Wegberg.