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4. Verleihung des goldenen Pflegeherzens




Verbund „Starke Partner – Pflegenetz im Kreis Heinsberg“ verlieh das Goldene Pflegeherz an Tom Gerhardt und pflegende Angehörige sowie Mitarbeiter – Die wahren Helden des Alltags
Fast unbemerkt fuhr der Schauspieler und Komiker Tom Gerhardt mit seinem Auto an der evangelischen Christuskirche in Heinsberg vor, um kurz darauf durch den Seiteneingang das Gotteshaus zu betreten und in der ersten Reihe Platz zu nehmen. Eingeladen hatte ihn der Verbund „Starke Partner – Pflegenetz im Kreis Heinsberg“ zu vierten Verleihung des Goldenen Pflegeherzens, einer Auszeichnung in Form einer vergoldeten Anstecknadel an Menschen, die sich um die Pflege verdient gemacht haben. Zu den zu ehrenden zählte der Schauspieler, den viele aus der Fernsehserie „Hausmeister Krause“ und dem Film „Voll normaaal“ kennen. Was jedoch unbekannt ist, dass sich Tom Gerhardt im familiären Umfeld um eine ältere Damen kümmert.
Schnell jedoch lenkte er ab von seiner Person auf die, die für ihn die „wahren Helden“ sind. „Ich habe diese Auszeichnung nicht besonders verdient“, bemerkte er. In stiller Demut nehme er den Preis an für „die echten, kleinen Helden, die eigentlich die großen Helden sind“. Er bezeichnete es als Manko der Zeit, dass menschliche Zuwendung und Pflege für ältere und bedürftige Menschen nicht mehr selbstverständlich seien. In Vergessenheit geraten sei, dass wir selber etwas zurückgeben müssen, was wir als Kleinkinder bekommen haben. „Auch du bist doch damals nicht als Baby einfach liegen gelassen worden, sondern bekamst Zuwendung“, mahnte Tom Gerhardt. Deshalb sei er stolz auf die, die tagtäglich sich anderen zuwenden und sie pflegen. „Es ist eine Minderheit, eine tolle Minderheit“, so Gerhardt. Im Showbusiness gebe es viele dargestellte Helden. „Doch die wahren Helden sitzen hier. Sie haben den härteren Job“, stellte er fest. Damit richtete er das Augenmerk auch wieder auf die zehn Preisträger, die zuvor ebenfalls mit dem Goldenen Pflegeherz ausgezeichnet wurden. Dazu zählen Marlene Fischer aus Übach-Palenberg, die jahrelang Pflegehelferin im Nachtdienst von St. Josef war und 13 Jahre ihren kranken Mann pflegte, Klaus und Hildegard Kratz aus Selfkant, für die das Wohl der behinderten und alten Menschen und deren Angehörigen immer oberste Priorität hatte sowie Ludowika Bielor aus Dremmen, die seit 20 Jahren auch ihren zweiten Mann pflegt und betreut. Ausgezeichnet wurden zudem Rosi Becker aus Wegberg für ihr Engagement für osteuropäische Pflegehilfskräfte im Kreis Heinsberg und die Gründung des Selbsthilfenetzwerks „Respekt“, Corry Vergossen aus Selfkant für die ehrenamtliche Betreuung der Bewohner der Katharina Kasper ViaNobis GmbH auch im Ruhestand, Martin Staudter aus Düsseldorf für die Betreuung seiner an Demenz erkrankten Ehefrau seit sieben Jahren, Jürgen Rosenthal aus Hückelhoven, Vater eines behinderten Sohnes und Mitbegründer der Lebenshilfe Heinsberg, für die Pflege seiner Frau, Monika Jenessen aus Hückelhoven für die Betreuung ihrer langjährigen Freundin im Marienkloster Dremmen sowie Ewa Schwab aus Heinsberg für ihr ehrenamtliches Engagement mit Marienkloster. Sie alle wenden sich Angehörigen und Mitmenschen zu, lassen sich „von der Krankheit und Not anderer berühren“, wie im vorausgegangene Gottesdienst mit Pfarrer Martin Jordan und Propst Markus Bruns verdeutlicht wurde. Auch die Laudatoren, die in einer persönlichen Beziehung zu den zu Ehrenden stehen, fanden herzliche Worte für dieses Engagement.
Die Laudatio auf Tom Gerhardt hielt dagegen Josef Aretz, Vorsitzender des Arbeitskreis Marketing im Verbund „Starke Partner – Pflegenetz“. Ganz bewusst habe man diesmal als prominenten Preisträger einen Nicht-Politiker gewählt. „Tommy mit der Pudelmütze in Ballermann 6 würde sagen: ‚Endlisch normaaale Leute‘.“ Kurz ließ er das Leben und Wirken des Schauspielers Revue passieren, um festzustellen, dass er in seinen Rollen für den einfachen kleinen Mann stehe. „Durch die Annahme des Pflegeherzens tragen Sie dazu bei, dass dieses einen bundesweiten Stellenwert bekommt“, so Aretz. Denn mit der Veranstaltung wolle man ein Zeichen setzen und die Pflege und Betreuung ein Stück mehr ins öffentliche Licht rücken. Dies unterstrich auch Gottfried Küppers, Vorsitzender des Verbunds, der seit zehn Jahren besteht, um pflege- und hilfebedürftigen Menschen eine optimale gesundheitliche Versorgung zu bieten. Der größte Pflegedienst auch im Kreis Heinsberg seien die Angehörigen. Rund 75 Prozent der Pflegebedürftigen und damit rund 7500 Menschen im Kreis würden zu Hause versorgt. Sie alle würden eine verantwortungsvolle und nervenaufreibende Arbeit leisten, der es jedoch an gesellschaftlicher Anerkennung fehle. „Von einer Anerkennungskultur sind wir weit entfernt. Deshalb gibt es das Pflegeherz“, so Küppers. Dies stehe für die Aussage „Mit Liebe und Herz einen Menschen aufrichten, der selbst nicht dazu in der Lage ist“. Mit dem Pflegeherz wolle man ein Zeichen setzen und stellvertretend für Millionen von Pflegenden einige wenige im Kreis Heinsberg ehren.
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INFO
Dem Verbund „Starke Partner – Pflegenetz“ im Kreis Heinsberg sind folgende Einrichtungen angeschlossen: Alten- und Pflegeheim Marienkloster in Dremmen, Altenheim St. Josef gGmbH Übach-Palenberg, Caritasverband für die Region Heinsberg, Katharina Kasper-Heim der ViaNobis GmbH in Gangelt, Lambertus gGmbH in Hückelhoven und St. Josef in Selfkant-Höngen, Waldenrath, Erkelenz, Heinsberg, Oberbruch und Wegberg.
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Die mit dem Pflegeherz Geehrten, darunter der Schauspieler und Komiker Tom Gerhardt (4. v. r. hinten), erhielten mit dem Goldenen Pflegeherz einen Blumenstrauß.